Unsere Orgel wurde 1998 von der Firma Hoffmann aus Ostheim/Rhön erbaut. Nach fünfzehn Jahren wurde seit September 2013 einer gründlichen Reinigung und dringend nötigen Überholungsarbeiten unterzogen. Dafür konnten wir die
Orgelbaufirma Thomas Eichfelder aus Bamberg gewinnen. Dass dies ein Hauptgewinn war, ist seit Mitte Dezember deutlicher hör- als sichtbar. Unsere Orgel hat 25 Register. Diese werden über die weißen Zugknöpfe neben den
Tastaturen bedient und sind für die Klangfarbe zuständig. Alle diese Register sind miteinander kombinierbar und müssen also auch mechanisch miteinander kombinierbar sein. Jedes Register braucht für jede Taste mindestens eine
Pfeife. Manche Register haben sogar bis zu vier Pfeifen pro Taste. In unserer Orgel klingen insgesamt 1711 Pfeifen. Diese wurden alle ausgebaut, innen und außen gereinigt und klanglich neu eingestellt. Wenn man nur
für den Ausbau pro Pfeife zwei Minuten Zeit rechnet, kommt man auf die stattliche Anzahl von 57 Arbeitsstunden. Für die großen Pfeifen war der Zeitaufwand wesentlich höher. Dazu kommt dann noch die Arbeit an der Klangfarbe.
Doch dazu weiter unten mehr! Gereinigt wurde natürlich auch der gesamte Corpus, sowie der ganze Innenraum nachdem alle Pfeifen ausgebaut waren. Leider wurde an einigen Holzpfeifen Schimmelbefall festgestellt, was auf
mangelnde Luftzirkulation im Inneren zurückgeführt werden konnte. Diese Pfeifen wurden einer Spezialbehandlung unterzogen, um ihre Substanz auf Dauer zu schützen und zu erhalten. Zu diesem Zweck wurden auf der Rückseite der
Orgel zur Vorbeugung zusätzlich Lüftungsschlitze in die Wartungstüren eingebracht. Die Zungenpfeifen sind die lautesten in einem Orgelwerk, mit einem schnorrenden Klang, der durch Metallzungen erzeugt wird. Diese wurden
komplett zerlegt, gereinigt und – wo nötig – repariert. Jede der insgesamt 150 Tasten auf den beiden Manualen und im Pedal braucht eine Verbindung zu den Tonventilen unter den Pfeifen. Diese Verbindungen, Traktur
genannt, bestehen seit Jahrhunderten aus dünnen Holzleisten, die an den sogenannten Wellenbrettern mittels kleiner Holzwinkel umgeleitet werden. Auch diese wurden gereinigt, auf Gängigkeit überprüft und – wo nötig -
repariert. Sehr auffällig an unserer Orgel war vor dieser Maßnahme das laute Motorengeräusch. Die Lautstärke des Gebläses wurde mindestens auf die Hälfte reduziert durch den Einbau eines Vorbalges im
Orgelgehäuse. Alle Pfeifen für die Register des oberen Manuales befinden sich in der Orgel ganz oben in einem abgeschlossenen Holzkasten. Dieser ist durch Jalousien, die über einen Fußschweller vor dem Pedal zu bedienen
sind, zum Kirchenraum hin zu öffnen und zu schließen. Damit wird die Lautstärke der Schwellwerksregister stufenlos regelbar. Diese erhielten eine bessere Dämmung, um die Schwellwirkung zu optimieren. Alle Zungenregister
müssen regelmäßig nachgestimmt werden, weil sie am anfälligsten auf Schwankungen in der Temperatur in der Luftfeuchtigkeit reagieren. Um nicht jedes Mal einen Orgelbauer dafür holen und natürlich auch bezahlen zu müssen,
erledigen unsere Organisten diese Arbeiten selbst. Allerdings war das bisher sehr umständlich und auch nicht ganz gefahrlos über eine lange Leiter möglich. Damit diese Arbeiten zukünftig gefahrlos und leichter auch für das ganz
oben befindliche Register des Schwellwerks möglich sind, wurde auf der Rückseite der Orgel ein Stimmgang mit Absturzsicherung angebracht. Bisher wurden die auf dem Notenpult befindlichen Orgelbücher von hinten nur
teilbeleuchtet. Eine neue Lampe erledigt dies jetzt in optimaler Weise von vorne. Eine kleine, aber sehr effektive Maßnahme.
Das markanteste Ergebnis der umfangreichen Arbeiten an unserer Orgel ist aber kaum sichtbar, umso mehr aber hörbar: Die Intonation wurde verändert. Das Ehepaar Eichfelder invertierten eine Menge Zeit, Energie und
Leidenschaft, um die Klanggestaltung unserer Orgel zu korrigieren und zu optimieren. Dazu musste jede Pfeife (1711 an der Zahl!) am Pfeifenmund, also dort, wo der Ton entsteht, fachmännisch behandelt werden. Eine überaus
zeitaufwändige Prozedur! Ein erstes Ziel ist es, jeder Pfeife eines Registers auf jeder Tonhöhe die gleiche Klangfarbe zu geben. Zusätzlich sollte erreicht werden, dass alle Register besser miteinander harmonieren, das heißt,
dass jedes Register hörbar den Gesamtklang beeinflusst. Wie wir alle hören können, ist das „unseren“ Orgelbauern auf grandiose Weise gelungen. Nach Abschluss der Arbeiten gilt es nun, allen Ausführenden der Firma
Eichfelder aus Bamberg ein herzliches Dankeschön zu sagen für ihr engagiertes Arbeiten und die mit viel Passion und Freude erbrachten Mühen. Man konnte allen Mitarbeitern und besonders auch dem Ehepaar Eichfelder anmerken,
dass ihnen ihre Arbeit Spaß macht. Sie haben nicht nur ihre Arbeit verrichtet, sondern einen wichtigen Dienst geleistet, der dem Ziel dient, durch den Klang der Orgel die Herzen der Gläubigen für Gott zu öffnen, ihren Gesang
zum Lobe Gottes auf optimale Weise zu begleiten und zu fördern und eine würdevolle Gestaltung der Gottesdienste in unserer Pfarrkirche zu ermöglichen.
Gerd Kilian (Organist)
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